Bernsteinblut by Kirsten Raab

Autor:Kirsten Raab [Raab, Kirsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: at Bookshouse Ltd.
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

»Oh, sieh an! Söderbrocks Beste. Moin, Moin.« Marco Böschen hatte seinen Trecker im Schatten des Hauses geparkt und machte sich unter der Motorhaube zu schaffen. »Ich würde euch ja die Hand geben, aber …« Er lächelte entschuldigend und hob die ölverschmierten Hände.

Hansen winkte ab. »Passt schon.«

»Was kann ich denn für euch tun? Ich nehme an, ihr kommt wegen des Mordes an Lüdersen?« Böschen hatte aus der Werkzeugkiste, die neben ihm stand, ein Tuch gezogen, das noch ölverschmierter aussah als seine Hände, und begann umständlich, sich seine Hände daran abzuwischen.

»Das war ein netter Auftritt von dir gestern Abend im Bunten Hund«, kommentierte Piet.

Böschens Lächeln wurde noch eine Spur breiter. »Hey, ich bin euer Bürgermeister. Ihr habt mich gewählt, damit ich mich um solche Angelegenheiten kümmere.«

»Klar. Ich frage mich nur, was die Leute dazu sagen, wenn sie herausfinden, dass du hinter diesem Heim für kriminelle Jugendliche steckst. Oder wozu wolltest du sonst Lüdersens Weide kaufen?«

Das Lächeln in Böschens Gesicht war bei Piets Worten erst gefroren und dann nach und nach verschwunden. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders.

Piet wartete einen Augenblick. »Nun?«, hakte er dann nach.

Böschen legte den Lappen zurück in die Werkzeugkiste und stemmte die Hände in die Hüften. »Das Heim wäre eine große Chance für Söderbrock gewesen. Es hätte eine Menge Geld in die Kassen gespült.«

»Ja, vor allem in deine eigene.« Hansen schüttelte den Kopf. »Mensch, wir sind ein Touristenort. Du glaubst doch nicht, dass sich das nicht negativ darauf auswirken würde?«

Böschen winkte ab. »Deshalb hatte ich ja vor, das Heim auf Lüdersens Weide zu bauen, weil die ein gutes Stück außerhalb liegt. Aber jetzt, nach Schnellis unseligem Bericht, können wir das ohnehin vergessen.«

»Aber Lüdersen wollte seine Weide nicht verkaufen. Wusste er, was du damit vorhattest?«

Böschen nickte. »Ja, und er war alles andere als angetan. Hat mich hochkant rausgeschmissen.«

»Wir haben einen Zeugen, der aussagt, du hättest ihm gedroht, dass du seine Weide ohnehin bekämst, weil er ja sowieso nicht mehr lange leben würde. Für mich klingt das wie ein Motiv.« Piet taxierte Böschen.

Er lachte humorlos. »Mensch, Piet! Nun hör aber auf. Ich wollte ihm nur ein bisschen Druck machen. Und außerdem war ich gar nicht in der Gegend, als Lüdersen ermordet worden ist.«

»Wo warst du dann?« Hansen hatte sein Notizbuch gezückt und schrieb eifrig.

»Ich war mit meiner Frau und den Kindern am Strand. Ich kann euch gern den Beleg für die Kurtaxe zeigen.«

Hansen nickte. »Das wäre gut. Hat dich außer deiner Familie jemand gesehen, der deine Geschichte bestätigen kann?«

Böschen grunzte und strich sich durch das verschwitzte Haar. Dann nickte er. »Ich bring euch den Kram heute Nachmittag vorbei. Ich war beim Landkreis wegen des Heims. Da kann sicher jemand bestätigen, dass ich da war. Und wir haben Torben Jensen getroffen, der ein paar Touristen zur Helgolandfähre gebracht hat.«

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